Mark Lohr: Regie-Statement

Die deutsche Filmlandschaft hat eindeutig zu wenig Genrevielfalt. Ich denke, das ist den meisten bewusst. Verglichen mit den Millionen, die jährlich in deutsche Filmförderungen fließen, ist die Quote der abwechslungsreichen Vielfalt, die am Ende dabei herauskommen sollte leider sehr gering. Hierbei meinen Teil zu einer Veränderung beizutragen war die Motivation, die mich letztendlich zu diesem Projekt brachte. Ich wollte vor allem auf dem bayerischen Sektor etwas auf die Leinwand zaubern, dass man so noch nie zuvor gesehen hatte. Als eingefleischter Action-Fan, der seine Vorliebe in fast all seinen Kurzfilmen deutlich zur Geltung brachte, war schnell klar in welche Richtung es gehen sollte: ein bayerischer Action-Film. Allein diese Bezeichnung war mir schon aufregend genug, um mich weiter in den Kaninchenbau hinein zu begeben. Beim Durchdenken der Möglichkeit blieb ich mit meinen Drehbuchautoren letztendlich beim Western hängen. Denn je mehr ich darüber nachdachte, desto besser wurde es. Satt Whiskey im Saloon gibt es Weißbier oder Helles. Statt Cowboy-Lederkluft trägt man Trachten-Lederkluft. Statt dürrer Wüsten-Canyons gibt es wunderschöne Alpen-Berglandschaft. Der Gedanke, den gewohnten amerikanischen Western mit der bayerischen Welt zu mixen, machte viel zu viel Spaß und rief förmlich danach in die Realität umgesetzt zu werden.

Doch um das Gefühl richtig zu übermitteln war auch eine gezielte Bildsprache nötig, über die ich mir als ausführender Kameramann im Vorhinein klar sein wollte. Die digitale Revolution hat viele Vorteile, wie etwa, dass junge Filmemacher einfach loslegen können. Aber die immer perfekter werdende Bildqualität ist ein Trend, der mir nicht gefällt. Früher als Film noch verwaschen, zerkratzt und abgenutzt war, eben weil er wortwörtlich noch auf Film entstand und die Spuren der Zeit in sich trug, war die Bildqualität nicht entscheidend. Ganz im Gegenteil: Sergio Leones Dollar-Trilogie. Ich liebe sie. Allen voran „The Good, the Bad and the Ugly“. Einer der besten Filme, die je gedreht wurden. Lange und ruhige Kamera Einstellungen, weil der Film der durch die Kamera lief teuer war und man nicht einfach 16 (unnötige) verschiedene Einstellungen pro Szene drehen konnte, weil genug Speicherplatz auf der Festplatte ist. Zerkratzte und sepia-getränkte Bilder, die heute genau den Charme alter Spaghetti Western ausmachen. Was zählte war nur die Geschichte und wie gekonnt sie mit den wenigen Einstellungen, die man hatte vermittelt wurde.

Auf diese Werte wollte ich mich zurückbesinnen, weshalb ich mich auch dazu entschied, den Film mit anamorphen Objektiven zu drehen. So wirkt das Bild leicht verwaschen, bewegt uns weg vom perfekten 8K-Optik-Trend und gibt dem Bild etwas Magie zurück. Die Bildsprache minimalistisch zu halten und jede Einstellung gezielt und wohl überlegt einzusetzen war letztendlich auch die richtige Entscheidung. Denn der Film kommt genau so rüber, wie er es sollte und öffnet eine Tür zur Nostalgie der Western der 60er Jahre und öffnet gleichzeitig eine neue Tür in eine Welt, die man so noch nie betreten hat. Genau die richtige Kombination, die ein gelungener Kino-Besuch braucht, wenn Sie mich fragen.